Friaul-Julisch-Venetien

Die Region im Nordosten Italiens, die im Norden an Österreich und im Osten an Slowenien grenzt, wird meist kurz Friaul oder Friuli genannt. Ihr Weinbau reicht mindestens 3000 Jahre zurück. Zu Zeiten der Römer war sie bereits wegen der Güte und der Menge ihrer Weine bekannt.

Als Grenzland erlebte das Friaul immer wieder wechselnde Machtverhältnisse, die auch auf seinen Weinbau Einfluss nahmen. So eroberte Venedig Anfang des 15. Jahrhunderts seinen westlichen Teil mit der Hauptstadt Udine und zog rote Rebsorten vor, während der Osten um Görz oder Gorizia von den Habsburgern beherrscht wurde, die Weißwein liebten. 

Während die nördliche Hälfte des Friauls von den Alpen und den Voralpen eingenommen wird und sich nicht für Weinbau eignet, teilen sich die südliche Hälfte acht DOC-Gebiete. Das größte von ihnen ist das zentrale Friuli Grave mit der aus Schwemmböden gebildeten weiten Ebene des Tagliamento. Im Küstenstreifen, wo Sand, Kalk und Torf die Böden bestimmen, schließen sich von West nach Ost Friuli Latisana, Friuli Annia und Friuli Aquilea an. An der östlichen Grenze der Weinregion erstrecken sich die Hügellandschaften der Colli Orientali del Friuli und des Collio Goriziano.

Auf ihren Südhängen reifen beachtliche Rotweine, während auf den Nordlagen kräftige, charaktervolle Weißweine entstehen. Weiter südlich folgen das Isonzo mit seinem hochwertigen aus Mergel- und Sandsteinschichten gebildeten Flysch und dann das Carso, die sich weit nach Süden erstreckenden und an Slowenien grenzenden Karsthügel, die Triest umspannen.

Noch vor 40 Jahren dominierten im Friaul eindeutig rote Sorten, allen voran der nach der Reblausplage gepflanzte Merlot. Vor allem in den 1980er Jahren begann sich das Bild zu ändern. Mit dem Einzug von moderner Keller- und insbesondere Kältetechnik gelang es, sehr überzeugende Weißweine aus dem einheimischen Friulano –- damals noch Tocai Friulano genannt - aber auch aus Pinot Grigio, Chardonnay und Sauvignon zu produzieren. Während es gute Merlot- und Cabernet-Weine gibt, setzen die besten Winzer zunehmend auf die einheimischen Sorten Refosco, Schiopettino und Pignolo, ob sortenrein oder im Verschnitt. Spezialitäten sind die süß ausgebauten Sorten Picolit und Verdezzo, der am Besten in der DOCG Ramandolo im Nordwesten der Colli Orientali gedeiht.   

Der Sommersitz des Dogen

Einige der Villen, die den Familien der Cantina von Bertiolo gehören, zählen zu den beeindruckendsten historischen Bauten der Provinz Udine, auch wenn sie in Ausmaß und Klasse nicht an die des letzten Dogen herankommen.

Unter einer Villa versteht man in Italien seit den Zeiten der Römer kein schmuckes Eigenheim, sondern einen bedeutenden Landsitz mit einem entsprechenden Herrenhaus, das man anderswo oft ein Schloß nennen würde. Der westliche Teil Friaul-Julisch-Venetiens verwandelte sein Gesicht entschieden, als er von Venedig erobert wurde. Waren bis dahin weite Teile der enormen Ebene des heutigen Friuli Grave von Sümpfen durchzogen und kaum bewirtschaftet, gingen die Venzianer im 16. Jahrhundert daran, sie trocken zu legen und das Land urbar zu machen. Je mehr ihr Einfluß als Seemacht litt, umso dynamischer zeigten sie sich auf dem Lande. Damals entstanden die ausgedehnten Güter der adeligen Familien, die heute im Weinbau aktiv sind.

So steht in San Martino, rund 6 Kilometer südwestlich von Bertiolo, die stattliche Villa Kechler in einem weitläufigen Garten. Ganz im eleganten venezianischen Stil errichtet besitzt sie in ihrer Mitte einen großzügigen Saal mit drei hohen Rundbogenfenstern, die ihre Fassade prägen. Eingerahmt wird sie von ihren langen Wirtschaftsgebäuden. Im Nachbardorf Muscletto steht eine Villa, die von den Conti di Colloredo-Mels errichtet wurde. Sie gleicht einem Schloß mit einem langgestreckten Mittelteil, an den sich links und rechts jeweils ein Seitenflügel anschließt. An den Ecken des Hofes erheben sich zwei Türme und der Zugang wird durch ein verschnörkeltes Gitter mit mächtigem Tor gebildet, was den Schlosscharakter noch verstärkt. Der Hauptsitz der Grafen befindet sich mitten in Goricizza. Nimmt man die Straße von Codroipo, führt sie direkt auf den Landsitz zu. Er wurde im 17. Jahrhundert auf den Ruinen einer mittelalterlichen Anlage errichtet. Vor dem Herrenhaus befindet sich ein enormer halbkreisförmiger Vorplatz. Es wird durch einen Wassergraben geschützt, über den eine steinerne Brücke führt. Im Gegensatz zum anziehenden Stil der venezianischen Villen besitzt es einen eher abweisend feudalen Charakter.

Das eigentliche Schmuckstück der Gegend ist aber  die Villa Manin in Passariano, der Sommersitz des letzten Dogen von Venedig. Sie war der Mittelpunkt eines großen Landguts, das der friaulische Adelige Antonio Manin im 16. Jahrhundert gründete. Mitte des 17. Jahrhunderts gab sein Enkel den Auftrag zur Errichtung der Villa, die in ihren Ausmaßen und ihrem Charakter eher an einen Palast denken lässt und im Stil ganz dem Vorbild des großen Architekten Palladio folgt. Sein Nachfahre Ludovico Manin, der zum Dogen von Venedig gewählt wurde, nutzte sie als Sommersitz. Im Jahre 1797, als französische Truppen das Friaul und Venedig besetzten, nahm hier Napoléon Bonaparte sein Hauptquartier und in der Villa Manin wurde der Vertrag von Campoformido unterzeichnet, mit dem Venedig seine Jahrhunderte alte Macht verlor und das Dogentum endete. Heute ist die Villa Marin eines der bedeutendsten Zentren für Zeitgenössische Kunst in Italien. In ihr finden jedes Jahr diverse Ausstellungen von internationaler Bedeutung statt. Darüber hinaus konzentriert sie sich insbesondere auf die Moderne Kunst Osteuropas und die ihrer Heimatregion. In dem Park, dem größten der Region, werden Skulpturen ausgestellt und finden zahlreiche Konzerte statt.

Villa Manin
Piazza Manin 10
Passariano

I-33033 Codroipo (UD)

Tel. +39 0432 821211
 Fax +39 0432 821229

info@villamanincontemporanea.it
www.villamanincontemporanea.it

Die Winzer
Luca Cielo
Azienda Agricola Pradio in Felettis di Bicinicco

„Winzer seit 1908“, so steht es auf dem Briefpapier der Familie Cielo. Großvater Pietro Cielo betrieb erst Weinhandel. Ende der 30er Jahre kaufte er einige Hektar Rebland in einer Anbauzone, die später als Friuli Grave DOC ausgewiesen wurde. Pietro verstand sich als Traubenproduzent und verkaufte seine gesamte Ernte an den lokalen Handel.

Lernen Sie unseren Winzer und seine Weine kennen

Önologe Daniele Calzavara mit Präsident Dr. Guiseppe Crovato
Cantina di Bertiolo in Bertiolo

Die Cantina di Bertiolo ist eine Genossenschaft der besonderen Art. Zu ihr schlossen sich zehn alte adelige Winzerfamilien 1960 zusammen, um sich gemeinsam einen Ruf für Qualitätsweine zu erwerben. So ungewöhnlich es erscheinen mag, aber die gemeinsame Vision hat es den Familien erlaubt, ihre Tradition zu bewahren, ohne den Anschluß an die Gegenwart zu verpassen.

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