Über Dieter Greiner im Kloster Eberbach in Eltville


Ein moderner Traditionalist

Um einen der ältesten Weinbaubetriebe der Welt, das Kloster Eberbach, und Deutschlands größten, insgesamt 230 Hektar Reben umfassenden Betrieb, die Hessischen Staatsweingüter, zu leiten, braucht es einen Mann mit Format: einen Mann, der sich des unvergleichlichen Erbes bewusst ist, das er verwaltet, der aber auch den Mut besitzt, die Neuerungen durchzuführen, die unumgänglich sind, um dem Betrieb die Zukunft zu sichern. Ein solcher Mann ist Dieter Greiner.
Dieter Greiner, Jahrgang 1969, ein Winzersohn aus dem schwäbischen Schnait, beweist seit seinem Amtsantritt 2000 täglich, dass er das nötige Format hat. Dabei hatte er gar nicht die Zeit, vorher groß Karriere zu machen. In Hohenheim studierte er Agrarwissenschaften und Weinbau und fand eine erste Anstellung bei der bekannten Sektfirma Deinhard in Koblenz, bevor er beim Weininstitut in Mainz für das Auslandsmarketing in den USA, Großbritannien und den Niederlanden zuständig war. „Kloster Eberbach ist ein Betrieb, der eine sehr lange Tradition hat“, konstatiert er, „aber es gibt dennoch sehr viel zum Weiterentwickeln, damit der Betrieb auch in Zukunft weiter Impulsgeber im Bereich Weinbau und bei der Weinvermarktung sein kann. Bei uns können Dinge in größerem Stil umgesetzt werden – und auch das ist wichtig.“

Auf dem Weg zur Spitze

Und dies ist ihm in den über zwei Jahrzehnten seiner Arbeit bestens gelungen. Wie gut die Weine des Klosters Eberbach mittlerweile sind, das ist auch der Weinpresse nicht entgangen. So bewertet der renommierte Falstaff das Weingut mit vier von fünf Sternen und schreibt: „ist nun in der Gebietsspitze angekommen.“ Und beim Magazin Vinum holte man einen Deutschen Rotweinpreis. Das hat auch viel mit der jungen Chef-Önologin Kathrin Puff zutun, die seit 2018 die önologische Seite des Guts leitet. Mit einen Doppeldiplom für Weinbau und Önologie in Geisenheim und internationalem Rüstzeug in Neuseeland; Thailand und Italien gibt sie dem altehrwürdigen Weingut neue Impulse. Bei der Größe ein Balanceakt, den sie besten beherrscht. 

Die besten Lagen

Und sie kann wirklich aus dem Vollen schöpfen. Denn das Kloster Eberbach verfügt nicht nur über ein riesige Anbaufläche. Es sind auch wahre Perlen dabei. Bei diesen Namen läuft dem Wein-Liebhaber der Wein im Munde zusammen:

Steinberg (Monopol) 30 ha 
Assmannshäuser Höllenberg 17 ha 
Heppenheimer Centgericht (Monopol) 16 ha 
Rauenthaler Baiken 11 ha 
Rüdesheimer Berg Schlossberg 7 ha 
Schönberger Herrnwingert (Monopol) 7 ha 
Hochheimer Domdechaney 5 ha 
Wiesbadener Neroberg (Monopol) 3 ha 
Erbacher Marcobrunn 2 ha 
Heppenheimer Steinkopf 3 ha

Auch beim Marketing ist man auf der Höhe der Zeit. Ob Weihnachtsmarkt, Veranstaltungen, Festivals, Aufführungen, Gutsbesichtigungen oder Weinproben. Hier ist wirklich immer etwas los. 

Trinkbare Schätze

Legendär ist sind auch die Schätze des berühmten Cabinetkellers. Die ältesten darin verwahrten Flaschen reichen bis 1857 zurück. „Hier liegen wahre Köstlichkeiten und auch Raritäten“, sagt Dieter Greiner stolz, „glücklicherweise auch noch gute Bestände großer Jahrgänge wie 1893, 1911 und 1921 – ein ganz großer Jahrgang. Als wir vor einiger Zeit mehrere 1921er in der Verkostung hatten, darunter auch trockene Rieslinge, war das für alle Beteiligten eine Offenbarung. In einem so phantastischen Zustand haben sich die Weine präsentiert, das war einfach großartig! Und ein lebendiger Beweis dafür, was für ein unfassbares Potenzial die Weine haben. Nicht minder legendär sind die Versteigerungen, die Jahr für Jahr weltweit für Furore sorgen. 

Das Prinzip Nachhaltigkeit

Die Gesunderhaltung der Reben, biologische Schädlingsbekämpfung und der Verzicht auf Insektizide gehören zum Grundverständnis im Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Dabei wird besonders auf eine hohe Bodenvielfalt geachtet, in dem jede Lage ihre individuelle Begrünung erhält – auch in der Bewirtschaftung der Steillagen.

Biodiversität

Artenvielfalt in den knapp 230 Hektar Weinbergen gehört zu den wichtigsten Aspekten der Nachhaltigkeit. So werden insgesamt bis zu 5 Hektar Böschungen und Randflächen von Weinbergen belassen sind natürlich begrünt und werden nur einmal im Jahr zurückgeschnitten oder gewalzt. So schafft man Platz für Insekten und Kriechtieren. Eine große Anzahl an Insektenhotels, Steinhügeln und Greifvögelständer sind gleichmäßig über die Lagen verteilt errichtet. Eine 90 m lange Gabionen Mauer mit Röhrensystemen wurde zum Schutz der Askulapnatter in Rauenthal erbaut. Über 13 km Mauern bieten idealen Lebensraum als auch Rückzugsort für Kriechtiere und Insekten.

Zusammenarbeit mit der Hochschule Geisenheim

Das wahrscheinlich größte, der vielen gemeinsamen Projekte mit der Hochschule Geisenheim nennt sich „BioQuiS: Förderung der Biodiversität durch Querterrassierung im Steillagenweinbau“. Durch die Umgestaltung steil gelegener Weinberge in Querterrassen sowie das Anlegen von blühenden Böschungen wird die Artenvielfalt gestärkt und ein Beitrag zum Gewässerschutz durch die Vermeidung von Erosion geleistet. Bereits über zehn Hektar Steillagen wurde in den vergangenen Jahren querterrassiert und somit auf die neuen klimatischen und  sozioökonomischen Herausforderungen ausgerichtet. Ziel ist es gemeinsam mit der Hochschule Geisenheim die jahrhundertealte Kulturlandschaft zu schützen und mit den Ergebnissen hilfreiche Erkenntnisse für alle Winzerinnen und Winzer in Deutschland anzubieten.

Weitere Forschungsprojekte mit Hochschulen umfassen die Ausbringung von Pflanzenschutzmittel durch Drohnen, optimierte Bewässerungssteuerung in Weinbergen mit geringer Wasserspeicherkapazität, Erhalt von historischem Pflanzgut, Bodenuntersuchungen im Rahmen der Nitratauswaschung und Schwermetallbelastungen im Weinberg.

Kloster Eberbach und Jacques' Wein-Depot

Bei Jacques' Wein-Depot gibt es klassische Weine aus Riesling und Pinot Noir vom Kloster Eberbach. Dazu kommen immer mal wieder Aktionsweine. Am besten im Depot probieren, es lohnt sich. 

Die Weine