Über Géraldine und Jacques Lafond in Tavel
Am Liebsten im Weinberg

Géraldine Saunier-Lafond nimmt einen großen Kiesel in die Hand. In der sanften Mogensonne leuchtet der Stein wie frischgebackenes Brot. „Hier müssen die Reben ihre Wurzeln tief in den Boden treiben, um Nahrung zu finden“, sagt sie.
„Da bleiben die Erträge gering, aber die Weine gewinnen besondere Kraft.“ Die dicke Schicht rund geschliffener Steine lagerte die Rhône zur Eiszeit auf dem Plateau von Vallongues, einem der besten Terroirs von Tavel, ab. Zum Glück ist der Untergrund tonhaltig und speichert das nötige Maß an Feuchtigkeit, so dass die Trauben ausgezeichnet reifen. Ein Stück weiter zeigt sie die ältesten Grenache-Stöcke. Knorrige, hochaufragende, hundertjährige Methusalems, im Trinkbecher-Schnitt (= Gobelet) erzogen, der auf die alten Römer zurückgeht.
Im Weinberg verbachte Vater Jacques Lafond seine Zeit am Liebsten. Er ist einer jener Pioniere, die mit fast nichts begannen und die Gunst der Stunde witterten. Die kam, als in den 1970er Jahren westlich vom Dorf Tavel Wald und Wildheide gerodet wurden. Dort, wo der Boden einen hohen Kalkanteil besitzt, was die unzähligen Gesteinssplitter verraten, hatten schon in früheren Jahrhunderten Reben gestanden und ausgezeichnete Weine geliefert, die den Ruhm Tavels mitbegründeten. Dann aber waren sie aufgegeben und das Reich der Wölfe geworden. Als dieses Gebiet erneut gerodet wurde, war Jacques Lafond dabei. Wo einst ein Wachtposten die Dorfbewohner durch Stöße ins Wolfshorn, das corne-loup, vor Raubtieren warnte, wächst heute ein Rosé der Spitzenklasse. Die Wölfe lassen sich heute im Weinberg nicht mehr blicken ...
Den Löwenanteil in unserem Rosé stellt Grenache Noir, der zwei Drittel ausmacht und für Frucht und Körper sorgt. Das verbliebene Drittel teilen sich der für seine Finesse bekannten Cinsault, und die würzige Syrah. Nicht von ungefähr zeigt sich der Tavel als der vielschichtigste Rosé, nicht nur Frankreichs.
Heute gönnt sich Jacques Lafond etwas mehr Freizeit, spielt gerne eine Runde Golf und überlässt seiner Tochter Géraldine die Verantwortung für Weinberg und Keller.