Mister Pinotage
Als Beyers Truter seine Gäste empfängt, sieht er aus, als komme er gerade von einer Beachparty: braun gebrannt, in Shorts, das Hemd voller Rotweinflecken. Sieht so einer der angesehensten südafrikanischen Weinmacher aus? Beyers lacht: „Wer in der Erntezeit blass aussieht, kann kein guter Winzer sein!“
Sein Renommee erwarb er sich mit Weinen aus der seltenen Pinotage. Beyers Truter ist überzeugt, dass jedes Weinbauland seine ganz speziellen Rebsorten hegen und pflegen müsse. So wie beispielsweise die Australier mit ihren Shiraz-Weinen berühmt geworden sind, und die Chilenen mehr und mehr zum Spezialisten für Carmenère avancieren, sollte Südafrika zum Inbegriff für Pinotage werden. Sie wurde vor vielen Jahrzehnten am Kap gezüchtet als Kreuzung aus Pinot Noir x Cinsault. Zunächst führte sie ein Schattendasein, weil es an Könnern mangelte, die in der Lage waren, dieser Sorte charaktervolle und aromatische Rotweine zu entlocken.
Mit Beyers Truter betrat so ein Könner die Rotwein-Bühne am Kap. Freimütig verrät er sein Erfolgsrezept, das ihm den Ehrentitel „Mister Pinotage“ eintrug. Auf einen Nenner zusammengefasst, behandelt er die empfindliche Rebsorte weit sorgfältiger als viele seiner Kollegen. Im Weinberg reduziert er die Erträge und er verzichtet auf Bewässerung, um kleine Beeren voller Konzentration zu erzielen. Und im Keller setzt er auf eine kurze Maischedauer von viereinhalb Tagen und relativ hohe Gärtemperaturen (25 °C). Damit verhindert er, dass zuviel harte Gerbstoffe extrahiert werden und der Wein zu streng gerät. Schließlich verleiht der biologische Säureabbau und eine wohldosierte Lagerung von sechs bis acht Monaten unter Holzeinfluß dieser südafrikanischen Rotwein-Spezialität ihre feine Würze. Beyers Truter war übrigens der Erste in Südafrika, der ausschließlich mit neuen Barriques arbeitete. Was bei alledem schließlich herauskommt, ist beeindruckend: ein weicher, fülliger Roter, wohl ausgestattet mit klassischen Beerenaromen.