Weinkauf und Nachhaltigkeit bei Jacques’
Bioweine und ökologischer Anbau

Die Dauerbegrünung sieht schön aus und lockt Nützlinge
in den Weinberg.
Ob international renommiertes Weingut oder kleiner Familienbetrieb – hinter den Weinen von Jacques’ stehen Persönlichkeiten. Für viele Winzerinnen und Winzer ist der Beruf zugleich Berufung und sie betreiben ihr Handwerk mit Leidenschaft und Akribie. Konsequent pflegen sie jene Werte, die einen guten Wein schon immer ausmachten: das Terroir, den Rebstock und die Arbeit im Weinkeller. Jacques’ legt großen Wert auf langjährige Partnerschaften und den persönlichen Kontakt mit Winzern, die ihren Weinen Unverwechselbarkeit geben. Denn Wein ist ein Naturprodukt, das die Handschrift seines Erzeugers trägt.
So verwundert es nicht, dass der umsichtige und nachhaltige Umgang mit der Natur für jeden Winzer eine Selbstverständlichkeit ist. In den meisten Fällen pflegen die Winzer weltweit ihre Weinberge nachhaltig, integriert oder naturnah.
Nicht nur auf den Geschmack kommt es an
Natürlich müssen als Grundvoraussetzung die Weine gut schmecken und den Qualitätsanforderungen von Jacques’ standhalten. Aber das reicht noch nicht aus. Auch soziale Faktoren spielen eine große Rolle. Arbeitsplätze sollen gesichert sein und die Mitarbeiter fair bezahlt werden.
Dies alles darf nicht auf Kosten der Umwelt geschehen. Deshalb unterstützt Jacques’ die Bestrebungen seiner Winzer zum umweltfreundlichen Anbau. Nicht immer sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Methoden deutlich. Aus diesem Grund sind hier die verschiedenen Konzepte des naturnahen und des ökologischen Anbaus beschrieben.
Doch nicht in jedem Fall ist eine ausschließlich ökologische Arbeitsweise auch nachhaltig. Bei schlechter Witterung gilt es, die Ernte zu schützen und damit Arbeitsplätze zu sichern. Viele Winzer möchten daher lieber flexibel bleiben und in solchen Fällen auf konventionelle Mittel zurückgreifen können, auch wenn sie alle Bedingungen für eine Bio-Zertifizierung erfüllen.
Was ist was beim Weinanbau?
Naturnaher Wein

Weine aus ökologisch oder integriert angebauten Trauben sind nicht kennzeichnungspflichtig. Mitunter sehen zertifizierte Winzer davon ab, ihre Weine mit entsprechenden Etiketten zu versehen, weil sie sich hiervon keinen Vorteil versprechen. Andere Erzeuger verzichten ganz darauf, sich für die eine oder andere naturnahe Anbauweise zertifizieren zu lassen.
Ganz gleich, ob zertifiziert oder nicht: Die Winzer, die naturnahen Weinbau betreiben, handeln zuallererst aus Eigeninteresse. Sie lieben die Natur, in der sie leben und arbeiten. Und sie brauchen sie, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und ihren Kindern diese Existenzgrundlage zu erhalten. Naturnahe Anbaumethoden schonen die Umwelt und fördern die Authentizität und Qualität des Weins.
Integrierter Weinbau

Auch in der Monokultur Weinbau gilt es, die Arten-
vielfalt und die Bodenvitalität zu erhalten.
Integriert arbeitende Winzer bemühen sich, Fremdeinwirkungen so gering wie möglich zu halten. Sie arbeiten nach der sogenannten guten fachlichen Praxis und wenden stets zuerst Methoden an, die den unter Biowein beschriebenen Maßnahmen des ökologischen Anbaus gleichen oder ähneln. Die Flexibilität bleibt beim integrierten Anbau erhalten. So kann beispielsweise eine Ernte durch eine Pilzkrankheit oder Schädlingsbefall gefährdet sein und damit auch die Wirtschaftlichkeit des Betriebs oder die Sicherheit von Arbeitsplätzen. Im Notfall können im integrierten Anbau, unter Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, auch chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden.
Da der integrierte Anbau stets Bezug auf die spezifischen Gegebenheiten des Standortes nimmt, existiert für ihn kein verbindlicher Rechtsrahmen. Die Bezeichnung selbst ist nicht geschützt. Synonyme sind beispielsweise „Umweltschonender Weinbau“ (Deutschland) oder „Viticulture Raisonnée“ (Frankreich). Die Anbaurichtlinien sind durch unterschiedliche Verbände festgelegt und kontrolliert. Zu den wichtigsten Verbänden zählen in Deutschland die Organisationen Kontrolliert Umweltschonender Weinbau (KUW) und der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP). In Frankreich sind dies Terra Vitis und Agri Confiance.
Biowein
Ein biologisch aktiver Boden ist der ideale Standort für gesunde Reben. Um das Bodenleben zu messen, werden Proben entnommen und das Erdreich auf seinen Nährstoffgehalt sowie auf tierische und pflanzliche Lebewesen untersucht. Diese leisten einen wichtigen Beitrag für die Auflockerung und Durchlüftung des Bodens. Indem er die Rebzeilen begrünt, fördert der Weinbauer Nützlinge und stellt darüber hinaus zusätzliche Nährstoffe zur Verfügung. Dadurch reduziert sich die Notwendigkeit der Düngung. Die Winzer verzichten auf Kunstdünger und setzen nur organische Dünger ein. Sie verwenden keine naturfremden, chemisch-synthetischen Substanzen.
Ein gesundes Bodenleben trägt auch zu höherer Schädlingsresistenz der Reben bei. Anstatt Krankheiten und Schädlinge mit Pestiziden zu bekämpfen, setzen Ökowinzer auf Nützlinge und pflanzenstärkende Pflegepräparate. Mit blühenden oder grünen Untersaaten in den Weinbergen sowie Mauern, Büschen und Bäumen wird die Artenvielfalt gefördert. Unkraut wird mechanisch beseitigt.
Die EU-Gesetzgebung für Bioweine
Oft werden Weine aus ökologisch angebauten Trauben als „Bioweine“ bezeichnet. Sie wurden bisher mit dem bekannten sechseckigen Biosiegel aus Deutschland bzw. mit dem französischen „Agriculture Biologique (AB)“ gekennzeichnet. Die EU-Verordnung 889/2008 bildet die gesetzliche Basis für Biowein und fördert den aktiven Natur- und Umweltschutz. Seit dem Weinjahrgang 2012 gilt das Sechseck nicht mehr nur für den ökologischen Weinbau, sondern auch für den Prozess der Weinbereitung. Dazu kommt das Siegel der EU in Form eines Lindenblattes. Beide Zeichen umfassen den gesamten Prozess von der Rebe bis in die Flasche.
Die Winzer müssen im Keller die Verwendung von Schwefel im Wein stärker reduzieren – über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Bestimmte Behandlungsstoffe werden gar nicht mehr oder nur begrenzt eingesetzt. Außerdem unterliegen der Anbau und die Herstellung von Biowein strikten Kontrollen. Bevor ein Betrieb die Zertifizierung erhält, durchläuft er einen mehrjährigen Umstellungsprozess. Zugelassene Kontrollstellen prüfen regelmäßig, ob die Vorschrift en der Verordnung eingehalten werden.
Verbände
Es gibt Verbände, die nicht nur die Interessen ihrer Mitgliedsbetriebe vertreten, sondern diesen auch Umweltschutz-Auflagen machen, die teilweise über die Anforderungen der EU hinausgehen. Produkte, die Verbandszeichen wie Ecovin, Bioland oder Naturland tragen, garantieren besondere Qualität und ökologische Konsequenz. Die Richtlinien sind in vielen Punkten strenger als die EU-Regelungen. Konventioneller Anbau darf in einem solchen Betrieb nicht parallel durchgeführt werden, auch wenn beide Anbauarten voneinander getrennt sind. Neben ökologischem Weinbau und Vinifikation spielen bei der Zertifizierung auch soziale Aspekte eine wichtige Rolle.
Biodynamischer Wein

Grundlage des biologisch-dynamischen Weinbaus ist die anthroposophische Lehre Rudolf Steiners. Das Credo dieses Ansatzes lautet: Qualität entsteht im Weinberg, durch die Hinwendung zur Natur. Die Winzer begreifen ihr Weingut als lebendigen Organismus und verstehen sich selbst als Teil der Natur. Neben der Einhaltung strenger ökologischer Richtlinien werden alle Arbeiten auf Mondphasen und Planetenpositionen abgestimmt. Dabei kommen nur biodynamische Präparate zum Einsatz. Mit pulverisiertem Quarz gefüllte und von Frühjahr bis Herbst im Boden vergrabene Kuhhörner sollen die kosmischen Kräfte speichern. Im Herbst ausgegraben, wird der feine Hornkiesel in Wasser rhythmisch verrührt (dynamisiert), mit Kuhmist vermengt und im Frühjahr im Weinberg versprüht. Kompost, in Verbindung mit Kräuter-Präparaten, soll für einen lebendigen Boden sorgen. Für die biodynamische Arbeitsweise stehen der Verband Demeter und die speziell auf Wein ausgerichtete Vereinigung Biodyvin.
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