Authentische Weine aus aller Welt - Teil 5/5
Weine in Übersee

Der spanische Konquistador Hernando Cortéz befahl schon 1522 in Mexiko jedem einzelnen seiner Siedler, jährlich 1.000 Reben zu pflanzen. Das ist ein halbes Jahrtausend her. Von dort breitete sich der Weinbau noch im gleichen Jahrhundert nach Peru und Chile aus. Nordamerika folgte im 17. Jahrhundert mit – allerdings – erfolglosen Pflanzungen an der Ostküste und mit den ersten Versuchen in Kalifornien. Zu dieser Zeit standen auch schon in Südafrika Reben. Um 1800 kam die Weinrebe nach Australien und schließlich nach Neuseeland.
So neu ist die Neue Welt also keineswegs. Der Weinbau hat auch in diesen Ländern Wurzeln, die Jahrhunderte zurück reichen und ihn tief mit der eigenen abenteuerlichen Eroberungs- und Besiedlungsgeschichte verbinden. Und darin spiegelt sich auch immer das alte Europa. Jede Kolonie verband eine wirtschaftliche und kulturelle Nabelschnur mit ihrem Mutterland und (fast) jeder Weinstock kam aus Europa. Die Weine der Neuen Welt sind zwar neu, aber auch tief vertraut.
Neuere Entwicklung
Ins Bewusstsein der europäischen Weinfreunde sind die Weinländer der Neuen Welt dennoch erst in neuerer Zeit gedrungen, als auf vergleichenden Weinproben plötzlich Weine aus Kalifornien und später auch aus Australien und Neuseeland dem europäischen Weinadel Konkurrenz machten und ihn dabei nicht selten sogar überflügelten. Das ist gerade mal 30 Jahre her. Letztlich haben beide Seiten aus der Begegnung immensen Gewinn gezogen.

Weinbergsarbeit und Kellertechnik
Der Weinproduzent in der Neuen Welt hat gegenüber den Errungenschaften der Technik und den Möglichkeiten der Mechanisierung keine Berührungsängste. Im Gegenteil, sie faszinieren ihn. Im Weinberg schneidet er das Laub und erntet er die Trauben maschinell. Sein Keller steckt voller Hightech, Edelstahl und Elektronik. In der Neuen Welt gaben große Investoren Richtung und Dynamik vor. Inzwischen haben sich die verschiedenen Produktionsweisen gegenseitig befruchtet. Übersee feiert die Klein- und Kleinstwinzer als Kultfiguren, während in den europäischen Weinländern heute der Edelstahl aus den Kellern nicht mehr wegzudenken ist.
Die Rebsorten
Die Rebsorten für die Weine aus Übersee stammen alle aus Europa. Aus dessen unerschöpflichem Fundus haben die Weinproduzenten die prestigeträchtigsten ausgewählt: Cabernet Sauvignon, Pinot Noir, Syrah und Merlot bei den Rotweinen, Chardonnay und Sauvignon Blanc bei den Weißen. Die Weine werden denn auch meist sortenrein ausgebaut und abgefüllt. Der Vorteil: Der Konsument weiß, was ihn erwartet.
Und der Wein?
Viele Weine der Neuen Welt zeichnen sich durch Fruchtfülle und Zugänglichkeit aus. Dem „Winemaker“, dem Önologen stehen in fast allen Weinbaugebieten der Neuen Welt die vollreifen Trauben aus einem warmen Klima zur Verfügung. Dieses Potenzial versucht er im Keller mit moderner Technik auszuschöpfen und die ganze Geschmacksfülle der Beeren im Wein deutlich werden zu lassen.